Israel 2022

Am 17. Oktober 2022 brach die Gruppe unserer Schule zusammen mit der Gruppe des Katharineums und der Gruppe des Leibniz-Gymnasiums endlich nach Israel auf. Wir kannten uns mittlerweile durch die etwa ein Jahr dauernde Vorbereitung schon gut und hatten gemeinsam nicht nur inhaltliche Vorbereitungstreffen alleine und mit den Eltern, sondern auch eine Theatervorstellung („Vögel“ am Lübecker Theater) und einen Kinobesuch („Displaced“ mit anschließendem Gespräch mit der Regisseurin) erlebt. Umso gespannter waren wir.

Bereits auf dem Weg von Lübeck über Hamburg und Istanbul bis hin nach Tel Aviv wurde uns bewusst, wie stark uns diese Reise beeindrucken würde. Als wir am späten Abend endlich in Israel landeten, wurden wir von unserem Busfahrer Joseph abgeholt und zu unserem Hostel in Jerusalem gefahren, in dem wir von diesem Tag an fünf Nächte blieben und in welchem wir uns jeden Abend alle besser kennenlernen und über die Erlebnisse unserer Tage austauschen konnten.

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Gedenkhalle Yad Vashem
Ben Gurion Universität

In Jerusalem erhielten wir ungefilterte und echte, reale Einblicke vor allem in das jüdische Leben. Wir haben an der Klagemauer den betenden Menschen nahe sein können, wir durften einem jüdischen Gottesdienst in der Har-El Synagoge beiwohnen, uns das ultra-orthodoxe Viertel Mea Shearim ansehen und am traditionellen Schabbatessen in unserem Hostel teilnehmen. Des Weiteren hatten wir viele interessante Gesprächspartner unterschiedlichster Art, die uns unendlich viel nahebringen und unsere Gedanken erweitern konnten.

Bereits am ersten Tag auf dem Ölberg in der Himmelfahrtskirche – zunächst gab es dort eine Führung durch die Kirche und eine Einführung in das Jerusalemer Leben durch eine FSJlerin – hatten wir ein Gespräch mit Herrn Fritscher vom Vertretungsbüro der Deutschen Auslandsvertretung in Ramallah. Er Legte uns eindrücklich die Komplexität des Israel-Palästina-Konflikts dar und vermittelte uns als erster die Botschaft, man solle keine Seite wählen, sondern einzig und allein für den Frieden sein.

Cardo, Jerusalem
Masada Sonnenaufgang
ARD-Studion Tel Aviv

Diese zog sich durch die gesamte Reise, beispielsweise als wir die Eltern des Parents Circle trafen, einer Organisation, welche israelische und palästinensische Menschen zusammenbringt, die im Konflikt Angehörige verloren haben und sich nun für den Frieden zwischen beiden Parteien einsetzen. Zusammen mit diesem sehr emotionalen Erlebnis war Yad Vashem ein sehr beeindruckender Ort. Das Holocaust History Museum und der umliegende Campus machten uns noch einmal deutlicher, dass die 6 Millionen ermordeten Juden alle einzelne Menschen mit Freunden, Familie und einem eigenen Leben waren. Beide Ereignisse werden auch im Nachhinein immer wieder als diejenigen genannten, die mit am meisten beeindruckten und am schärfsten im Gedächtnis blieben.

Doch unser Augenmerk lag nicht nur hauptsächlich auf jüdischem und palästinensischem Leben, sondern auch auf christlichen Stätten. Wir besuchten in Jerusalem unter anderem die Erlöserkirche, die Grabeskirche, die Himmelfahrtskirche und hatten auch jedes Mal interessante Gespräche und Führungen, die auch immer wieder neue Erkenntnisse über Israel und Jerusalem beisteuerten.

Kreuzritterburg Akko
Kindergedenkstätte Yad Vashem
Greenline Tour

Nach diesen fünf aufregenden und vollen Tagen in der besonderen Stadt fuhren wir mit dem Bus weiter. Nach einer einzigartigen Badepause im Toten Meer erreichten wir unsere nächste Station, die Camel Ranch in der Wüste Negev. Unsere Hütten fertig bezogen machten wir uns bereit, zusammen mit dem mit den Mitarbeitern der Ranch einen einstündigen, spaßigen Kamelritt durch die Wüste zu unternehmen. Nach diesem Ritt wurden wir mit einem selbstgekochten, sehr leckeren Beduinenmahl empfangen und ließen anschließend gemeinsam unseren Abend am Lagerfeuer ausklingen. Am nächsten Tag besuchten wir die Ben-Gurion-Universität sowie seinen Kibbuz und seine Grabstätte in Sde Boker. David Ben Gurion war der Mann, der Israel als Staat ausrief. In der nach ihm benannten Universität lernten wir viel Neues über erneuerbare Energien, Wassergewinnung in der Wüste und vieles mehr. Abends wieder auf der Camel Ranch gingen wir alle relativ früh schlafen, um am nächsten Tag um drei Uhr nachts möglichst fit zu sein. Um diese Uhrzeit verließen wir die Camel Ranch nämlich mit unserem Bus und fuhren nach Masada, einer Festung Herodes‘ am Toten Meer, welche auf einem Berg liegt. Diesen stiegen wir im Dunkeln hinauf, um mit einem wunderschönen Sonnenaufgang belohnt zu werden. Nach einer kurzen Verschnaufpause entdeckten wir mithilfe einer vorbereiteten Rallye die Geschichte der Festung. Nach unserer Niederfahrt mit der Seilbahn fuhren wir zu den Davidsquellen, um dort zu frühstücken und unsere Füße zu kühlen. Immer noch in der Wüste war die Landschaft durch die Quellen hier im Vergleich zu Masada recht grün. 

Nach einem Abstecher zur Synagoge Beit Alpha mit berühmten Mosaiken kamen wir bei unserem nächsten Hostel in Tiberias an. Abends zogen viele von uns noch einmal los, um im See Genezareth mit einem Bad unseren Tag zu beenden. In den nächsten zwei Tagen besuchten wir viele christliche Stätten am See, die Kreuzritteranlage in Akko und einiges mehr, vor allem aber waren wir auf den Golanhöhen, einem politisch sehr umstrittenen Gebiet (der Golan ist nicht offiziell als israelisches Territorium anerkannt), und an der Grenze zu Syrien, einem Land, das wir nur aus den Nachrichten kannten. Dieser Ausflug brachte uns noch einmal einen weiteren politischen Konflikt nahe, welcher uns zuvor ohne diese Nähe und das auch etwas mulmige Gefühl nicht so klar war.

Nach einer kleinen nächtlichen Stadtwanderung und einer Nacht in Nazareth machten wir uns auf den Weg in ein ehemaliges britisches Auffanglager, in dem illegale jüdische Einwanderer in der Zeit von 1939-1948, also vor der Gründung des Staates Israel, interniert wurden. Im Anschluss trafen wir die Referentin Lydia Aisenberg. Von ihr erfuhren wir viel Wissenswertes über die Green Line, die geographische und politische Grenze zwischen Palästina und Israel, wobei der eigentliche Grenzzaun teilweise zu Gunsten der Israelis auf palästinensischem Gebiet verläuft. Nach unserem vorbereitenden Gespräch machten wir eine Tour an der Greenline entlang und hatten die Möglichkeit, im Städtchen Barta’a mit einem Schritt im Westjordanland zu landen. Barta’a liegt jenseits der Mauer, die eigentliche Grenze verläuft aber mitten durch das kleine Städtchen, in dem ein einheimischer Palästinenser uns vom dortigen Leben berichtete. Unsere Tour mit Frau Aisenberg endete in ihrem Kibbuz, von welchem wir uns per Bus auf den Weg nach Tel Aviv machten, wo am Folgetag unser Flug zurück nach Deutschland warten würde.

In Tel Aviv erlebten wir sowohl am Abend in unserem Hostel durch die laute Musik und Weiteres als auch am nächsten Tag durch unseren Stadtrundgang und unseren Besuch im ARD-Studio sowie im Goethe-Institut, in welch drastischem Gegensatz Tel Aviv zu Jerusalem, aber auch zu den anderen, sehr religiösen Städten steht, die wir zuvor besuchten. Gegen Abend endete unsere Reise zunächst am Strand. Nach einer kurzen Tour zu Sehenswürdigkeiten in Tel Aviv (Bauhaus, Independence Hall u. a.) mussten wir leider bereits mit dem Bus zum Flughafen aufbrechen.

Nach der langen und anstrengenden Rückreise kamen wir gegen zwei Uhr am Samstagnachmittag alle heil und glücklich in Hamburg an. Und auch wenn wir alle froh waren, in Hamburg oder Lübeck von unseren Freunden und Familien abgeholt zu werden, so blieb ein Teil von uns allen in Israel und lässt uns häufig an unsere Zeit dort zurückdenken.

Wir durften mit dieser Reise eine unglaubliche und einzigartige Erfahrung machen, die niemand von uns wahrscheinlich je wieder vergessen wird. Wir danken den Sponsoren der Reise, den planenden und mitreisenden Lehrkräften sowie unseren Familien, die diese Reise möglich gemacht und unterstützt haben.

 

Joy, Q1b

 

Und hier noch der Link zu unserem Blog, der während des Aufenthaltes entstanden ist:

https://opsh.lernnetz.de/pl/bae9222530ebf00d7ad0396d3f8eb714

 

 

Wüste Negev
Schabbatmahl
Basar Ostjerusalem